Wer durch italienische Städte spaziert, stösst immer wieder auf Strassenschilder oder Plätze mit dem Namen „Piazza XX Settembre“. Doch was steckt dahinter?

20 September 1870 – Die „Breccia di Porta Pia“

Am 20. September 1870 marschierten die Truppen des Königreichs Italien durch eine Bresche in der Aurelianischen Mauer in Rom – die berühmte „Breccia di Porta Pia“.
Damit endete die weltliche Herrschaft des Papstes, und Rom wurde die Hauptstadt des geeinten Italiens.
Dieses Ereignis war der Schlusspunkt des Risorgimento, der Bewegung zur Einigung Italiens.

Ein Nationalfeiertag mit politischem Gewicht

Von 1895 an wurde der 20. September offiziell als Tag der Befreiung Roms gefeiert – ein stark säkularer Feiertag.
Er stand für den Triumph des jungen italienischen Staates über den Kirchenstaat und wurde besonders von liberalen und antiklerikalen Kräften hochgehalten.
Katholische Kreise hingegen betrachteten den Tag als schmerzhaften Verlust der kirchlichen Macht.

Vom Kalender gestrichen

Mit den Lateranverträgen von 1929 (geschlossen zwischen dem Königreich Italien und dem Heiligen Stuhl) wurde das Verhältnis zwischen Staat und Kirche neu geordnet.
Um die Beziehungen zu entspannen, wurde der 20. September als offizieller Feiertag gestrichen.
Unter Mussolini verschwand er aus dem nationalen Kalender – und kehrte auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück.

Warum die Namen bleiben

Obwohl der Feiertag abgeschafft wurde, blieben die Strassennamen, Plätze und Denkmäler erhalten.
In vielen Städten ist die „Piazza XX Settembre“ bis heute ein stiller Erinnerungsort an einen Schlüsselmoment der italienischen Geschichte – und an eine Zeit, in der der junge Staat seine Identität noch suchte.